Ultraschallgeführtes Dry Needling

Ultraschallgeführtes Dry Needling

Historischer Hintergrund:
Dry Needling (DN) bezeichnet die Verwendung von sterilen Einweg-Akupunkturnadeln zur Behandlung von Schmerzen und Erkrankungen des Bewegungsapparats, welche mit Hilfe eines Ultraschall-Geräts gesteuert werden können, um eine gezieltere und präzisere Ausführung der Technik zu ermöglichen und so ihre Leistung und Endergebnis zu verbessern.

Unter „Trigger Point-Dry Needling“ versteht man die Behandlung von myofaszialen Triggerpunkten (MTrPs) mittels DN. Obwohl das DN dieselben Nadeln verwendet, hat dieses nichts mit der klassischen Akupunkturbehandlung zu tun. Das DN ist eine minimale Invasionstechnik, für welche besondere Regeln gelten müssen. Hierfür gibt es verschiedene Behandlungsmodelle: Das am weitesten verbreitete ist das Triggerpunktmodell nach Travell und Simons (1983, 1992 und 1999).

Das DN geht auf die MTrPs-Injektionstechniken zurück, die zuerst von Steinbroker 1944 und dann von Travell 1968 beschrieben wurden. Die beiden Wissenschaftler konnten die Wirkung der Behandlung nicht auf die injizierte Substanz zurückführen, sondern auf den MTrP-Einstich selbst, der sich in dem typischen kontrahierten Band befindet und welches ein lokales Zucken als Reaktion auslöst.

Die erste Veröffentlichung über das DN in einem Peer-Reviewed Journal wird Lewit im Jahr 1979 zugeschrieben. Hong zeigte 1994 die lokale Zuckung im kontrahierten Band während der Behandlung und demonstrierte, dass die mechanische Wirkung der Nadel in einem MTrP wichtiger ist als die injizierte Substanz.

Weitere Studien kamen zu demselben Ergebnis und zeigten, dass die DN-Technik ebenso wirksam ist wie eine Injektion (Cummings & White 2001 und andere 2007).

In dem 2011 erschienenen Buch "Myofasziale Schmerzen und Triggerpunkte – Diagnostik und evidenzbasierte Therapie – Die Top-30-Muskeln“ von Reilich, Gröbli und Dommerholt werden die verschiedenen Modelle der DN beschrieben und es finden sich zahlreiche praktische Beschreibungen der Technik (Reilich, Dommerholt & Gröbli, 2011).

Wofür wird es verwendet?
Das Dry Needling ist eine Behandlung, bei welcher sehr feine Nadeln ohne Medikamente verwendet werden, um myofasziale Triggerpunkte zu erreichen. Es wird zur Behandlung von Schmerzen und Funktionsstörungen eingesetzt, die durch muskuläre Probleme verursacht werden, z. B. Kopf-, Wirbelsäulen- und Gliederschmerzen, Muskelkontrakturen, Kiefergelenksdysfunktion, Piriformis-Syndrom und andere Probleme.

Dry Needling-Techniken
Es gibt drei Haupttechniken vom Dry Needling:

  • Tiefes Dry Needling (DN)
  • Oberflächliches Dry Needling (SDN)
  • Intramuskuläre Stimulation (IMS)

Das tiefe DN ist die meist angewandte Methode, bei der die Nadel direkt in den Triggerpunkt oder ins gespannte Band eingeführt wird. Diese Stimulation bewirkt eine lokale Zuckung (Local Twitch Response, LTR) des gespannten Bandes. Nach der LTR berichten die Patienten häufig über ein Entspannungsgefühl, ein Zeichen dafür, dass der „richtige“ MTrP behandelt wurde. Es gibt Belege für die Hypothese, dass die therapeutische Wirkung der LTR auch mit der Verringerung der lokalen Entzündung und der Lockerung der Faszienverklebungen zusammenhängt.

Bei der SDN nach Baldry (2005) werden die Nadeln schräg und 3-4 mm tief in den Bereich direkt über dem Triggerpunkt eingestochen; dadurch werden die für die Schmerzhemmung zuständigen spinalen Reflexe wie auch spinale und kortikale Schaltkreise aktiviert.

Bei der intramuskulären Elektrostimulation (IMS) nach Gunn (1997) werden mindestens zwei Nadeln in das gespannte Band gestochen, gefolgt von einer niedrig dosierten TENS-Stimulation. IMS wird zusammen mit dem Triggerpunkt-Dry Needling als "Deep Dry Needling" (DDN) bezeichnet.

Die Wahl der anzuwendenden Dry Needling-Technik muss mit jedem Patienten abgestimmt und angemessen dosiert werden.

Die Sicherheitsmassnahmen, Kontraindikationen und mögliche Komplikationen gelten für alle DN-Formen.

Kontraindikationen:

  • Akute systemische Infektionen mit oder ohne Fieber
  • Alle akuten Notfälle
  • Antikoagulierte Patienten oder Patienten mit Gerinnungsproblemen
  • Keine klare Zustimmung des Patienten auf die DN-Therapie
  • Sensibilitätsstörungen (periphere Polyneuropathie)
  • Lymphödeme oder Situation der Entfernung von Lymphknoten
  • Hohes Infektionsrisiko
  • Hautprobleme
  • Tumore
  • Hämatome